Costa Rica 24.11. bis 5.12.2015
Rückblick
Unsere Backpackingtour war von vorneherein nicht detailliert geplant. Wir wollten die Freiheit haben, jederzeit an schönen Orten länger zu bleiben und einen Ort schnell wieder verlassen können, wenn er uns nicht gefällt. Wir planten also immer ca. 1 Woche im voraus. Die Flüge nach Costa-Rica und Ecuador buchten wir am Ende der Guatemalareise. Wir hatten bereits 2 Hotelempfehlungen von Freunden, einem israelischen Paar in unserem Alter, bekommen. Unserer Reiseführer (Lonely Planet) bezeichnete Costa Rica als vergleichsweise hochpreisig, deshalb planten wir nur einen 12tägigen Aufenthalt in diesem reichsten mittelamerikanischen Land.
Bereits unsere Fahrt vom Flughafen zum Hotel bestätigte die Bezeichnung Costa Ricas als die Schweiz Mittelamerikas. Häuser, Straßen, Plätze in europäischem Standard. Unser erster Tag in Costa Rica verfestigte diesen Eindruck. Der Eintrittspreis ins Jademuseum hatte ebenfalls europäischen Standard (15 $ pro P.).
Costa Rica ist in Mittelamerika einzigartig.
Obwohl Columbus von der „reichen Küste“ sprach, war für die Spanier und spätere Eroberer zunächst nicht viel zu holen. Kein Gold, kein Öl. So wurde Costa Rica links liegen gelassen. Die Struktur der ursprüngliche Landwirtschaft im Kleinbauerntum wurde weitestgehend erhalten. Costa Rica verfügt, ebenso wie Guatemala, über hervorragende Voraussetzungen für die Landwirtschaft: fruchtbarer Boden (teilweise vulkanischen Ursprungs), keinen Bodenfrost und genügend Wasser. Mehrere Fruchtfolgen im Jahr sind möglich.
Costa Rica in Zahlen:
Mit 51.000 qkm ist es nur halb so groß wie Guatemala und ist zudem mit 84 Menschen noch weitaus dünner besiedelt als Guatemala und erst recht als Deutschland (117/227). Durchschnittlich erwirtschaftet ein Costa-Ricaner 10.000 US-Dollar im Jahr (Guatemala = 3.000; Deutschland = 45.000).
Dennoch ist das Leben für die meisten Menschen in Costa Rica, auf Grund einer besseren Sozialpolitik, weitaus erträglicher als in den meisten anderen lateinamerikanischen Ländern. Die Gesundheitsversorgung und das Schulsystem sind für die Menschen kostenfrei, die Arbeitslosigkeit ist gering. Costa Rica hat sich Mitte des letzten Jahrhunderts entschieden weitestgehend auf Militär zu verzichten und sich bemüht, bei nationalen und internationalen Konflikten weitgehend neutral zu verhalten. Schon früh wurden große Flächen des Landes zu Naturschutzgebieten ausgewiesen (der heutige Reichtum des Landes). Allerdings wurde das Land unfreiwillig in den Konflikt zwischen Nicaragua und den USA hineingezogen. Die von den USA finanzierten Contras, die die Revolution in Nicaragua bekämpfen sollten, operierten von costaricanischem Boden aus. Es bedurfte einer beherzten Präsidentin, die die Contras des Landes verwies. Costa Rica verhielt sich in den Folgejahren relativ diplomatisch und hat weiterhin gute wirtschaftliche Kontakte zu den US-amerikanischen Großkonzernen, die u.a. Costa Rica als weltgrößten Ananas-Importeuer ausbauten (-beuten?), Intel besitzt eine große Produktionsfirma in der Nähe der Hauptstadt San Jose.
Trotz der offensichtlich größeren sozialen Gerechtigkeit als in Guatemala habe ich noch nie so viel Nato-Stacheldrahtzaun gesehen wie in Costa Rica. Geschäfte, Wohnhäuser, Kindergärten, Schulen ja selbst Kirchen sind doppelt und dreifach gesichert. Die Menschen sehen in ihren oft schmucken Häusern aus wie in schönen Gefängniszellen. Der Zugang zu Hotels in großen Städten wird nur mit Klingel und Sichtspiegel bzw. Kamera ermöglicht. Auf jeder Mauer befindet sich nochmals zusätzlich Stacheldraht. Genaue Zahlen über Eigentumsdelikte habe ich nicht, aber zumindest ist die Angst davor riesig. Selbst Südafrika, wo ja die Vermögensunterschiede riesig und meist auch augenscheinlich sichtbar waren, kam mir nicht so aufgerüstet vor.
In Costa Rica hatten wir insgesamt 3 Reiseziele ausgewählt:
- Der karibische Osten
- Das Hochland
- Die Pazifikküste
Drei sehr unterschiedliche Orte mit ihrem eigenen Reiz.
Während die Hauptstadt San Jose nach einem Tag besichtigt war (verwundert war ich über die riesige Fußgängerzone, die fast ausschließlich aus Billigläden bestand), punkten die drei anderen Orten durch eine beeindruckende Flora und eine spannende Tierwelt.
Das Reisen war mit den Bussen in Costa Rica einfach. Die Busse fuhren überpünktlich ab und die Fernbusse waren bequem. Das Reisen im Bus ist mit ca. 1 Dollar pro Fahrtstunde sehr preisgünstig. Die Hotels waren überraschend günstig (ca. 30-50 Dollar für ein Doppelzimmer mit privatem Bad) und auch das Essen konnten wir oft preisgünstig gestalten. Entweder hatten die Hostals eine Gemeinschaftsküche, wo ich mich überglücklich über einen selbst zubereiteten gemischten Salat her machte, oder aber wir aßen das sehr schmackhafte einheimische Essen (ca. 6 Euro pro Gericht). Anderseits konnte auch mal ein Abenddinner mit 2 Pizzas und 2 Bier locker 45 Euro kosten.
Was wirklich richtig teuer ist sind die Touren: Wandertouren, Kajaktouren, Besichtigungstouren, Eintrittspreise in Naturparks. Für die jungen Reisenden gibt es dann noch Adrenalintours jeder Art, und alles im Naturpark:
An Seilen durch den Dschungel mit Hochgeschwindigkeit rutschen (ca. 70 $), Bungeejumping und Abseiling, auf Hängebrücken durch den Urwald. 100 $ pro Tag sind dann für Touren schnell ausgegeben. Bis auf eine Kanutour im Urwald (20$) und eine Nachtwanderung (20$) haben wir uns hinsichtlich geführter Touren zurückgehalten.
Die Eintritte in die Parks schlugen dennoch meist mit 15$ zu Buche.
Dennoch haben wir unser Ziel mit ca. 100 € am Tag auszukommen selbst in Costa Rica einhalten können.
Costa Rica ist ein Land, dass es verstanden hat, seinen Reichtum an unzerstörter Natur weitestgehend zu bewahren. Es ist durch eine geschickte Tourismuspolitik in der Lage einen Großteil seiner Devisen hieraus zu bestreiten. Costa Rica hat es geschafft, seine Naturschönheit auf der ganzen Welt bekannt zu machen. Das Land ist sehr reizvoll, wiewohl Guatemala dem im Nichts nachsteht.
Die Menschen sind ebenfalls sehr freundlich, aber auch ernst und zurückhaltend. Ich war mir nie sicher, ob ich die emotionale Befindlichkeit der Menschen richtig einschätze: Nervte ich, war man desinteressiert, freute man sich war aber nur lateinamerikanisch zurückhaltend.
Die 12 Tage in Costa Rica konnten uns nur einen kurzen Einblick in dieses Land geben. Es muss nicht teuer sein hier zu reisen, es bedarf halt nur ein wenig Organisationstalent, und ab und zu muss man auch auf den gewohnten europäischen Lebensstandard verzichten (was uns nicht schwer fiel).
Wir verließen Costa Rica, welches bereits komplett weihnachtlich hochgerüstet war. Soviele LEDs hab ich bisher noch nirgends gesehen. Nicht alles trifft den europäischen Geschmack, aber das muss es ja auch nicht.

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